Freie Texte (5)

Freie Texte

Der Wiedergänger

Ein Mann, der in Kleinbeuthen abends seinen Hund ausführte, sah unweit des Hügels, auf dem im 14. Jahrhundert die wehrhafte Nutheburg stand, eine seltsame Gestalt, ein Wesen, das er nicht so recht zuordnen konnte. Es hockte auf einer der kürzlich hier aufgestellten Holzbänke. Im Dämmerlicht der hereinbrechenden Nacht war nicht genau zu erkennen, handelt es sich um einen späten Wanderer, oder um einen Obdachlosen, der hier, in der lauen Sommernacht ein Nickerchen macht. Der sonst so kuschelige ...
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Hier und da

Der Himmel öffnet sich bei Morgengrauen. Der Kelch des Himmelsherolds eröffnet sich, für zauberische Pracht von Sonnenträumen. Wegen des ewiglich hehren Gedichtes, das sich unschlagbar gütig und mild liest. Den ganzen Tag über gibt es da oben paradiesischen Flug all friedvoller Engel. Singend durch Stoizismus, Eudämonie vieler Himmelsträumer. Auf Erden: Rhythmus in Schmetterlingsflügeln. Nach Abenddämmerung schließt sich das Paradies. Schlafen gegangen ist in Sommerpracht - Lenz. Denn über Nacht ...
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Unbekannte Stimme

Es ist absolut still, der 31. Dezember. Ich liege endlich nach einer erholsamen Nacht, die ich seit Tagen nicht mehr hatte, gelassen im Bett. Erste Feststellung: Die Zeit. Ich stelle gleich die Zeit am Handy fest, die 6 Uhr 10 anzeigt. Acht Stunden lang war ich vom Schlaf übermannt. Eine gute erste Feststellung. Wie üblich mache ich damit Schritt für Schritt weiter. Raum: Der Körper lebt, fühlt sich frisch an, verursacht keine bedenklichen Schmerzen und das Allerwichtigste, das System, der Kopf ...
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Schwanzland

In der Schwanzrepublik redete man ständig von Gleichberechtigung. Die gebildeten Schwänze setzten sich sogar eifrig dafür ein. Die Wirklichkeit sah aber anders aus. Die Schwänze waren nicht unbedingt besser oder schöner als die Muschis. Vom Körperaufbau her hatten sie einfach gewisse Vorteile, quasi auch mehr Kontrolle und Macht. Mit ihrem langen Hals und dazu passendem Körper und stabilem Kopf waren sie überaus athletisch. Sie konnten größere Sprünge machen, schneller laufen und ans ...
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Einsamkeit

Alleine sein ist etwas anderes als einsam sein. Man kann noch so viele Menschen in seinem Leben haben, und dennoch ... einsam sein. Die letzten Wochen ging es mir schnell besser. Alles hat sich so stark nach Fortschritt angefühlt. Jetzt sitze ich im Bett und verliere all die positiven Gefühle, ich werde schlapp und mein Gesicht hat keinen Blick mehr. Ich kann nicht beschreiben was gerade los ist. Ich fühle mich einsam. Einsam. Obwohl ich geliebt werde von mehr als genügend wunderbaren ...
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Die Näherinnen von Hoheneck

Starrer Blick, getrocknete Träne, fern sind alle Freiheitspläne. Dicht gedrängt in Einsamkeit, an den Maschinen, verlorene Zeit - Sie nähen, sie nähen! Die Nadel hämmert im Akkord, in die Stoffe, es fällt kein Wort, gnadenloser Wäschestrom, Richtung Westen, welch ein Hohn - Sie nähen, sie nähen! Vor den Räumen ohne Lachen, Türen in die Schlösser krachen. Verzweiflung hier die Stille füllt, Kälte diesen Ort einhüllt - Sie nähen, sie nähen!
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Alles fließt, nichts bleibt

Hier sitze ich und starre auf die Bücherwände, in denen tausende und abertausende Exemplare der deutschen Literatur dem Namen des Autors nach in alphabetischer Reihenfolge eins nach dem anderen eingegliedert sind. Die bunten Farben der Buchrücken definieren jedes zu einem einmaligen und besonderen Teil des überwältigenden Gesamtbildes. Ich versuche mich zu konzentrieren, versuche, meine Gefühle zu erfassen, aber es fällt mir schwer. Die Idee, in einer Bibliothek zum Schreiben inspiriert ...
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Worte einer Mutter an ihren Sohn

Da steht sie. Ich kenne sie nicht. Ihr Anblick jedoch imponiert mir. Nie zuvor sah ich je- manden so würdevoll, so aufrichtig, so respektvoll den eigenen Schmerz ertragen. In der einen Hand hält sie eine rote Rose fest, in der anderen die kleinen Finger ihres Sohnes. Es ist der Halt einer Mutter, deren Liebe in ihrem Kind Welten versetzen kann. Denn auch den Schmerz dieses jungen Herzens trägt sie auf ihren Schultern mit. Es ist der Halt, der auch diesem kleinen Men- schen ermöglicht, auf ...
In dem neuen, noch nicht veröffentlichten Buch "Jack Bones - Der Pfauenastronaut" von Lea Funke geht es um einen sehr ängstlichen Jungen, dessen Leben eine unerwartete Wende nimmt, als ein Mann mit einer goldenen Pfauenfeder vor seiner Tür steht.
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Jack Bones - Der Pfauenastronaut (Auszug)

Ich habe Höhenangst, ich habe Angst in zu engen Räumen, ich habe Angst in dunklen Fahrstühlen, in großen Menschenansammlungen, in langen Tunneln – besonders wenn man dabei in einem Stau steht. Ich habe Angst, wenn ich in dicker Kleidung, und damit meine ich einen viel zu langen Schal, den ich mir viermal um den Hals gelegt habe, Handschuhe aus Polyester, wadenhohe Boots mit Innenfutter sowie eine kratzige Wollmütze, über die ich noch die Kapuze meines olivgrünen Parkas gestülpt habe, durch eine ...
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Dahin geht’s im Galopp

Am nächsten Tag konnte Josi es kaum erwarten, bis sie endlich Zeit hatte um in den Wald zu gehen. Ausgerechnet heute hatte ihnen Frau Schnell so viele Hausaufgaben aufgegeben. Als sie alles erledigt hatte, schmiss sie die Hefte und Bücher in die Schultasche und flitzte los. Sie winkte ihrer Mutter, die in ihrem Laden stand und Kunden bediente. Schnurstracks lief sie zu ihrem Lieblingsplatz. Sie blickte sich nach allen Seiten um und hoffte, dass Amiga kommen würde. Als sie die Hoffnung schon fast ...

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